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Auslandspraktikum auf Kreta

Unsere Auszubildende Franziska Baar absolvierte ein aufregendes Praktikum auf der griechischen Insel Kreta und berichtet hier davon:

„Im Oktober absolvierte ich für 2 Wochen ein Azubipraktikum auf Kreta. Gefördert wurde das Programm durch Erasmus+. Von meinem Ausbildungsbetrieb wurde ich für diese Zeit freigestellt. Am 06.10.2019 stieg ich dann mit viel Aufregung, aber auch mit Vorfreude in den Zug zum Flughafen. Dort traf ich sechs andere Azubis aus NRW, mit denen ich mich gemeinsam auf die Reise nach Griechenland machte.

Nachdem wir gut auf Kreta gelandet waren, fuhren wir mit dem Taxi in den Nord-Westen der Insel, in das kleine Dorf Kolymbari. Unsere Endstation war die orthodoxe Akademie, unsere Unterkunft für die nächsten zwei Wochen, welche umgeben von Bergen und Felsen war und zugleich direkt am Meer lag. Dort erwarteten uns 30 weitere Landschaftsgärtner-Azubis, 6 Gesellen und 3 Berufsschullehrer aus Deutschland.

Direkt nach unserer Ankunft folgte die Zimmeraufteilung, eine Vorstellungsrunde, ein Geländerundgang und die Baustelleneinweisung. Nach dem Abendessen fiel ich todmüde und voller neuer Eindrücke in mein Bett. Die nächsten 14 Tage wurde ich vom Meeresrauschen geweckt. Beim Frühstück auf dem riesigen Balkon der Akademie, startete jeder Tag mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über dem Meer. Danach schlüpften alle in die Arbeitsschuhe und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Baustelle. Die Baustelle befand sich direkt neben der Akademie. Hierbei handelt es sich um einen orthodoxen Glaubensweg, der sich durch die Felsen schlängelt.

Schon seit einigen Jahren führen Azubis aus Deutschland den Weg jedes Jahr ein Stückchen weiter. Und das war nun auch unsere Aufgabe. Jeden morgen wurden wir in kleine Gruppen aufgeteilt, die an verschiedenen Stellen des Rundweges weiterarbeiteten. Gearbeitet wurde ausschließlich mit Naturstein. Aus Sandsteinresten, hauptsächlich Kalk-Sandstein, hauten wir Blockstufen, Stellstufen, Wegeplatten, Einfassungen und Säulen. Die Oberflächen wurden danach gestockt, gespitzt, bossiert oder individuell mit den eigenen Initialen oder anderen Symbolen gestaltet. Durch eine professionelle Einweisung von einem Steinmetz lernten wir, wie man Sprengeisen, Scharriereisen, Spitzeisen, Zahneisen, Schrifteisen und Stockhammer richtig einsetzt. Stück für Stück gestalteten wir den Weg kreativ weiter, setzten Stufen, legten diese mit Platten und Kieselsteinen aus, mauerten Altare, erstellten stückweise wassergebundene Wegedecken & mischten Beton an.

Ein Highlight für mich waren die Kieselmosaike. In den 14 Tagen haben wir zwei große Objekte erstellt: ein Bodenmosaik aus schwarzen und weißen Kieseln, welches die ‚Blume des Lebens‘ darstellt und ein stehendes Mosaik, auf dem ‚Adam und Eva im Paradies‘ zu sehen sind, welches in einem Altar integriert wurde. Die Kieselsteine dafür haben wir vorher mühsam am Strand gesammelt, und nach Farben und Größen sortiert. Das stehende Mosaik ist ein sehr filigranes Mosaik mit verschiedenen Farben und feinsten Konturen, z. B. die Gesichter von Adam und Eva. Jeder einzelne Kieselstein wurde passend ausgesucht und mit Fliesenkleber auf eine fertige Betonplatte aufgeklebt. Die Kiesel für das Bodenmosaik waren etwas größer und wurden in eine Bettung aus trockenem Beton gelegt, wo zuvor das Muster reingeritzt wurde. Wie Hühner auf der Stange saßen wir mit 10 Azubis auf Holzbohlen über dem Mosaik und haben unter uns die Kiesel gelegt. Das war eine sehr geduldige Arbeit mit vielen Verrenkungen, doch es hat total viel Spaß gemacht und war für mich etwas, was ich zuvor noch nie gemacht hatte.

Es wurde schon dunkel und die Kollegen mussten uns mit Taschenlampen leuchten, als wir die letzten Kieselsteine gelegt und das Mosaik eingeschlämmt haben. Die Stimmung auf der Baustelle war immer richtig gut. Alle waren motiviert und hatten Bock. Nur selten kam es vor, dass die Truppe pünktlich die Baustelle verlassen hat, um zeitig am Mittagstisch zu sitzen. Alle waren voll in ihrem Element. Nicht nur für mich, sondern auch für die meisten anderen war diese intensive Arbeit mit Natursteinen etwas ganz Neues und eine einzigartige Möglichkeit, die man sonst im Berufsalltag nicht bekommt. Außerdem war die gesamte Baustelle total stressfrei und ohne großen Druck, wodurch sich jeder ausprobieren konnte und Zeit hatte neue Techniken und Arbeitsweisen zu lernen. Ein positiver Nebeneffekt war zudem, dass man jeden Tag ein Erfolgserlebnis hatte und seine Arbeit bewundern konnte, mit dem Gedanken, dass noch viele Leute über den Weg laufen und über unsere Arbeit staunen. Nicht zu vergessen: Der Ausblick von der Baustelle aus, mit Blick auf das glasklare Meer, war atemberaubend.

Unsere Tagesabläufe sahen folgendermaßen aus:
Nach dem Frühstück waren wir von 8 Uhr bis 13.30 Uhr auf der Baustelle aktiv. Nach dem gemeinsamen Mittagessen auf dem Balkon hatten wir 3 Stunden Freizeit. Teilweise ging es aber auch wieder hoch zur Baustelle. In den freien Stunden gingen wir meistens im Meer schwimmen und schnorcheln. Zwischen den Felsen dort gab es einiges zu entdecken. Ich habe zum Beispiel einen Tintenfisch gesehen. Das Wetter hätte besser nicht sein können, jeden Tag strahlend blauer Himmel und 25°C. Um 17 Uhr mussten wir täglich zum Theorieunterricht erscheinen. Dort haben wir die Natursteinentstehung, -bearbeitung & -verarbeitung theoretisch durchgenommen. Außerdem machten wir regelmäßig Pflanzenrundgänge durch den botanischen Garten der Akademie und schrieben am Ende der 2 Wochen auch einen Pflanzentest. In einer Abendrunde um 19 Uhr wurde die aktuelle Baustellensituation besprochen und jeder hat der Gruppe kurz seine Gedanken mitgeteilt. Nach dem Abendessen haben alle gemeinsam den Abend auf dem Balkon ausklingen lassen.

Die Wochenenden waren mit verschiedenen Aktionen und Ausflügen verplant:
Bootstour mit Schnorcheln auf dem offenen Meer, Besichtigungen von Klöstern, Besichtigung einer Olivenbaumplantage und Olivenölproduktion, Ausflug nach Chania & zum Sandstrand nach Elafonisi.

Alles in allem war es die beste Entscheidung bei diesem Auslandspraktikum mitzumachen. Ich habe nicht nur für mein Berufsleben neue Kenntnisse gewonnen und Erfahrungen mitgenommen, sondern auch viele tolle Menschen kennengelernt und Eindrücke fürs Leben gesammelt. Ich kann nur jedem Azubi empfehlen diese einmalige Möglichkeit zu nutzen!“

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